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Portrait Yvonne Schnock

Viele kennen Dich vom Namen her, aber so richtig glaube ich kennen Dich wenige. Liegt es daran, dass der Skisport durch seine immens aufwendige Logistik Gefahr läuft, manchmal unpersönlich zu werden?

Hallo allerseits erstmal! Nein, unpersönlich würde ich nicht sagen. Eher könnte es sein, dass sich wenige trauen, bei einem weiblichen Alphatier zweimal nachzufragen…(grins)

Du bist 1983 geboren verrätst Du uns auch wo?

Ja klar, in München, meine Mutter ist Kroatin und ich habe beide Staatsbürgerschaften, bin aber hier geboren.

Kroatien, ist nicht die typische Skiregion – wie sind deine Eltern denn darauf gekommen, Dich in den Skisport zu bringen?

Es war ein Hobby meiner Eltern, sie sind immer skigefahren – und ich halt mit. Angefangen habe ich in Westendorf mit 2 1/2 Jahren, wo ich die ersten Kurse bei einem Privatlehrer bekommen habe. Der hat mich zum TSV 1860 Ski empfohlen und dort war ich über 6 Jahre Mitglied. Danach ging es zum WSV München und in die Schülergaumannschaft, damals geleitet von Reinhold Merle.

Deine schulische Laufbahn, gibt es da besondere Erinnerungen oder sagst Du lieber Themawechsel?

Meine besonderen Erinnerungen beziehen sich hauptsächlich auf die Zeit in Berchtesgaden, wo ja jetzt gerade auch einige unserer SVM-Kids sind. Früh schon weg von daheim, selbständig sein müssen und mit Gleichgesinnten den Skisport professionell zu betreiben, das ist eine tolle Herausforderung.

Was haben Deine Eltern dazu gesagt?

Die haben mich voll und ganz unterstützt, finanziell wie auch moralisch. Ich hatte ab meinem 12ten Lebensjahr zahlreiche Verletzungen. In dieser Zeit habe ich meine Eltern besonders gebraucht und sie waren immer für mich da.

Wie ging Deine Ausbildung nach dem Internat weiter?

Aufgrund einer erneuten Verletzung (3ter Kreuzbandriss von 4) wurde ich in Deutschland nicht mehr als leistungssportgeeignet eingestuft. So fiel ich vom C/D-Kader zurück in den Stützpunkt (heutiger Landeskader). Ich wollte aber gern mit Stärkeren trainieren, bin also von Berchtesgaden weggegangen und nach Kroatien gezogen, um dort mit Janica Kostelic [&] Co trainieren zu können. Dort war ich über 6 Jahre, den B-Kader-Status der Nationalmannschaft musste ich mir auch dort erarbeiten, bin dann aber bei 4 Weltcups, diversen Europacups und Weltmeisterschaften für Kroatien gestartet.

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Du warst viel unterwegs, hast die Großen unseres Sports kennengelernt, warst selbst erfolgreich, was waren Deine Highlights?

Das erste Highlight war der Nationenwechsel für mich. Und dann natürlich meine jetzige Tätigkeit beim SVM, eine große Bereicherung, denn so habe ich zwei ganz unterschiedliche Trainingsansätze kennengelernt. Einer, ich würde sagen, liegt mehr auf der konservativen und berechnenden Seite beim DSV, und auf der anderen Seite die eher spärliche, aber sehr naturverbundene Trainingsweise mit stark familiärem Ambiente zwischen Athleten und Trainern in Kroatien sowie natürlich, mit den Kostelic-Geschwistern in einem Team zu sein zu dürfen.

Aber ein richtiges Erfolgshighlight gab es nicht, da ich mein eigentliches Ziel, in der Weltspitze mitzumischen, letztendlich nicht erreicht habe. Zwar war ich in so manchen Trainingsleistungen, auch bei einigen FIS- und Europacups weit vorne mit dabei, jedoch machte mir bei Großveranstaltungen der Kopf einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Und somit denke ich an diese großen Ereignisse nur gemischt gern zurück, denn es gibt ja kaum etwas Schlimmeres für einen Sportler, als wenn man sein Können im Wettbewerb nicht abrufen kann. 

Das alles hat mich sehr geprägt und fließt heute als wichtiger Inhalt in meine Traineraktivität mit ein. Ich bin mir besonders bewusst um die Bedeutung der mentalen Komponente und versuche umso stärker, für unsere SVM-Athleten hier eine wertvolle Stütze zu sein.

Viele von uns wissen, dass du mit Deiner Mutter einen Friseursalon betreibst. Wie gehst du mit der Doppelbelastung um?

Es ist anstrengend, aber meine Angestellten und vor allem meine Mutter entlasten mich sehr gut und das Skitraining ist eine hochwillkommene Abwechslung aus meinem Alltag unter der Woche, weil mir die Arbeit mit den Kindern einfach riesig Spaß macht. Dazu habe ich ja auch die professionelle Unterstützung von Vero (Vero Fus, SVM Alpintrainerin U14/U16), ohne die ich manchmal richtig aufgeschmissen wäre. Ebenso unterstützen mich auch sehr Holger (Stegmann, Schülersport Alpin) und Matthias (Loipetsperger, VorstandLeistungssport SVM).

Kommt da Dein Privatleben nicht zu kurz oder hast Du die Berufe zum Hobby gemacht und siehst hier Freundes- und Bekanntenkreis?

Schwere Frage – klar ist mein Beruf auch mein Hobby, oder sogar meine Leidenschaft, sonst würde die Doppelbelastung für mich sowieso keinen Sinn ergeben. Mein Privatleben bleibt natürlich auf der Strecke, grad als Frau, biologische Uhr und so, aber derzeit möchte ich an dieser Situation nichts ändern und noch ein bisschen dabei bleiben.

Jetzt mal ganz ehrlich Yvonne – was treibt Dich an, seit vier Jahren machst Du das ja schon und bist immer mit voller Leidenschaft am Wochenende und bei den Kondi-Trainings abends dabei -?

(schmunzelt) Das frag ich mich auch manchmal. Der Hauptgrund ist, dass man von den Kindern auch immens viel zurückbekommt, nicht nur an Leistung, auch in der persönlichen Entwicklung, die der Einzelne durchmacht. Es ist schön, sie in einem gesunden Umfeld aufwachsen zu sehen und auch toll, wenn man eigenen Erfahrungen weitergeben kann und diese angenommen werden, verschiedene Situationen aus Trainerperspektive nochmal erlebt die man selber als Kind/Jugendlicher auch schon durchgemacht hat…

Deine Mannschaften U14 u16 sind in diesem Jahr gut aufgestellt. Die Vereinsarbeit der Münchner Clubs hat es Dir ermöglicht, tolle Teams zusammenzustellen. Viele fragen sich allerdings, warum gibt es überhaupt ein eigenes SVM-Team – könnten die Skiclubs diese Aufgabe nicht auch übernehmen?

Es ist für die Stärksten wichtig, dass sie gegeneinander fahren und sich gegenseitig fordern können. Der stetige Vergleich mit Stärkeren oder Gleichstarken schon im Training ist eine unverzichtbare Herausforderung und fördert den Charakter im Wettkampf. Auch ist es wichtig, den Umgang mit Niederlage oder Misserfolg zu trainieren…

Du hast im letzten Jahr 4 Läufer zum CJD nach Berchtesgaden gebracht. Der Verdienst von Dir, Deinem Team Vero und Max (Loderer), und der hervorragenden Vorarbeit der SVM-Clubs. Was sind Deine Ziele mit Deinen beiden Teams in der Saison, wo geht der Weg hin?

Ich hoffe natürlich, dass die neuen Strukturen durch jüngere Mannschaftsmitglieder, durch den langjährigen Aufenthalt im Kader sowie unsere verstärkte Detailarbeit für jeden Einzelnen noch vollständigere Athleten aus den Schülern entwickeln können, damit der Sprung in die Jugend noch besser begleitet wird und leichter wird.

Das waren jetzt die Ziele, die Du Dir mit Deinen Athleten gesteckt hast, aber jetzt mal ganz persönlich – gibt’s bei Dir im Privaten auch Ziele und wenn ja, welche?


Ganz viele, ein Großes habe ich bereits im letzten Jahr erreicht: meinen Friseurmeistertitel und die Führung meines eigenen Unternehmens. Weitere private Ziele schiebe ich noch ein bisschen auf… (lacht)

Yvonne, Danke für das Gespräch und wir wünschen Dir, Deinem Trainerteam und den Mannschaften Ski heil !